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Bildungs- und Entwicklingsfeld: Gefühl und Mitgefühl

Menschliches Handeln ist begleitet von Emotionen. Sie gehören zum täglichen Erleben und der Umgang mit ihnen will gelernt sein. Mit dieser Fähigkeit wird niemand geboren. Ein Kind nimmt schon sehr früh z. B. Körperbewegungen, Gesichtsausdrücke und Blicke seiner Bezugspersonen wahr, deutet sie und kann sich daran erinnern. Es findet ein wechselseitiges Aufnehmen und spiegelndes Zurückgeben mit der Bezugsperson statt. Das ist der Ausgangspunkt jeder zwischenmenschlichen Beziehung und Bindung. Für die Entwicklung des erforderlichen Urvertrauens benötigt das Kind konstante Bezugspersonen, die sensibel und beständig sind im gemeinsamen Tun mit dem Kind. Nur in dieser persönlichen Begegnung und nicht über Medien lernt jedes Kind Gefühl und Mitgefühl. Es übernimmt zunächst die gefühlsmäßige Einschätzung von Situationen seiner Bezugspersonen. Im Alltag und im Spiel hat das Kind ein Übungsfeld, in dem es Handeln und Fühlen in unterschiedlichen Rollen und damit aus verschiedenen Perspektiven erproben kann. Das Kind entwickelt zunehmend auch das Gefühl der Selbstwirksamkeit, indem es mit seinem Verhalten bei seinen Bezugspersonen etwas bewirkt.

Auf dieser Grundlage entwickelt sich Zutrauen zu sich selbst, zu anderen Personen und zur Welt. Die Erfahrung der eigenen Stärken und Fähigkeiten, aber auch der Grenzen festigen Kinder in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und Identität. Im Kindergarten kommen weitere wichtige Bezugspersonen hinzu und schaffen eine sichere und vertrauensvolle Beziehung, damit das Kind sich weiterentwickeln und seine Beziehungen ausbauen kann. Dazu ist eine entsprechende Sprache und Kommunikation der Gefühle notwendig.

Genauso wie ein Kind lernen muss, auf zwei Beinen zu stehen, eine Tasse festzuhalten oder einen Dreiwortsatz zu sagen, so muss ein Kind auch lernen mit Gefühlen umzugehen. Diese Fähigkeit wird gebraucht, um aufeinander Rücksicht zu nehmen, Kontakte zu pflegen, einander zu verstehen und wertzuschätzen. Damit ein Kind lernt, mit seinen Gefühlen umzugehen, muss es drei wesentliche aufeinander aufbauende Fähigkeiten erwerben.

Zum einen soll ein Kind merken, wenn ein Gefühl, z. B. Wut, von ihm Besitz ergreift. Hier geht es um Selbstreflexion, d. h. um das Bewusstsein für die eigenen Emotionen. In einem zweiten Schritt soll ein Kind lernen, seinen Gefühlen nicht wehrlos ausgeliefert zu sein. Wenn ein Kind wütend ist, ist das „Um-sich-schlagen“ ein natürlicher erster Handlungsimpuls. Lernen muss das Kind jedoch, seine Gefühle in einer sozial verträglichen Weise zuzulassen und auszudrücken. Neben diesem angemessenen Umgang mit den eigenen Emotionen soll auch die Fähigkeit zur Resilienz entwickelt werden. D. h. das Kind muss lernen, Schwierigkeiten und Belastungen zu bewältigen und mit den daraus entstehenden negativen Emotionen, wie Wut und Trauer, umzugehen. Wenn es diese beiden Fähigkeiten – das Bewusstsein für und den Umgang mit den eigenen Gefühlen – für sich erlernt hat, kann es den dritten Schritt vollziehen: Das Kind kann sich Einfühlungsvermögen und Mitgefühl aneignen. Hier geht es darum, die Emotionalität anderer Menschen wahrzunehmen und darauf angemessen zu reagieren. Eine wünschenswerte Reaktion wäre es, einen wütenden Spielkameraden nicht noch weiter zu ärgern, sondern ihm einfühlsam zu begegnen.

Diese drei Fähigkeiten stellen die Basis der emotionalen Intelligenz dar. Dieses Vermögen ist mitentscheidend für beruflichen und privaten Erfolg sowie Zufriedenheit im Leben. Z. B. ist Konfliktfähigkeit als Teil der emotionalen Intelligenz wichtig sowohl für den Einzelnen als auch für die Gruppe und Gemeinschaft.


Ziele: Kinder

  • erkennen Körperhaltung, Mimik und Gestik als Ausdruck von Gefühlen und wissen, dass auch ihre Gefühle
  • dadurch Ausdruck finden,
  • lernen sich selbst, ihre Gefühle und die anderer wertzuschätzen und entwickeln zunehmend ein Bewusstsein für die eigenen Emotionen,
  • eignen sich Einfühlungsvermögen und Mitgefühl an und agieren bzw. reagieren angemessen,
  • entwickeln einen angemessenen, sozial verträglichen Umgang mit den eigenen Emotionen,
  • finden entwicklungsentsprechende Konfliktlösungen,
  • entwickeln angemessene Nähe und Distanz im Umgang mit anderen,
  • entwickeln Einfühlungsvermögen und Mitgefühl gegenüber Tieren und der Natur.



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